Marianische Männerkongregation

Freising

Sonntag, 09. Februar 2020

Predigt zum Hauptfest 2020 Empfehlung

geschrieben von 

Liebe Mitglieder der Männerkongregation, liebe Schwestern und Brüder,

vor ca. 65 Jahren wurde ich damals in Rohr, NB, in die MC aufgenommen, in die Marianische Kongregation. Am Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Mariens, am 8. Dezember, wurden wir, eigentlich noch Kinder, aufgenommen und haben unsere Versprechen abgelegt. Es gab vorher Exerzitien und ich erinnere mich noch einer Aussage des damaligen P. Konstantin Mach: “Halte an Maria fest, denn arm ist der, den sie verlässt!“ Dieses Wort gibt mir bis heute zu denken. Es meint nämlich, dass wir von Maria wegkommen können, dann ohne Kontakt wären, also in diesem Sinn von ihr verlassen seien, dass sie keinen Einfluss mehr haben könne, keine Form der Zuwendung und Begleitung. Wir wurden damals in diese Jugendgruppe aufgenommen, neben Pfadfindern und Quickborngruppen, um uns ihrem mütterlichen Schutz anzubefehlen, um uns von ihr zu Jesus führen zu lassen, um ein Vorbild des Glaubens, des Gott-vertrauens und der Gottverbundenheit immer vor Augen zu haben. Was führt sie zu dieser MMC, jetzt nicht als Kinder oder Jugendliche, wie bei mir damals, sondern als Erwachsene, als ‘g‘standene Manner‘? Was bedeutet es Ihnen, Mitglied einer Vereinigung zu sein, die Maria als Patronin, als „Markenzeichen“, als ‘Label‘ ausweist, eine Frau, ja ein jüdisches Mädchen aus einer abgelegenen römischen Provinz vor 2.000 Jahren? Wäre da nicht ein Mann angesagt, ein großer Held, eine herausragende Führungspersönlichkeit, eine Leuchtgestalt von Format und Brillanz? Wieso Maria? Ist sie nicht die Mutter Jesu, die Mutter Gottes oder wie Elisabeth bei der Begegnung mit ihr sagt: „Wer bin ich, dass die ‘Mutter meines Herrn‘ zu mir kommt?“ (Lk 1,43) – die „Mutter meines Herrn“. Das hört sich nach Beziehung und Bezogenheit an, da ist schon die Richtung und Gewichtung zu spüren. Wir schauen auf Maria, weil sie ’Mutter des Herrn‘ ist, weil sie wie kein anderer Mensch in Jesu Bannkreis stand, ihm aufs innigste verbunden, ihm menschlich ganz nahe war, von Beginn an bis zum letzten Moment seines Lebens, nahe beim Kreuz, soweit das die damaligen Henker überhaupt zuließen. Unser Blick auf Maria geht mit ihrem Blick auf Jesus, unsere Verbundenheit und Zuwendung zu Maria geht ineins mit ihrer Verbundenheit mit ihrem Sohn. Maria ist uns so bedeutsam und wichtig, weil sie ihr Leben ganz als Leben mit und für Jesus verstanden hat, ganz verweisen und ausgerichtet auf ihn vom Moment an ihrer Zustimmung zu ihrer Erwählung, Mutter Gottes zu werden. Heute könnten wir modern sagen, wir erwählen und folgen Maria als unserer „INFLUENCERIN“, wir lassen uns von ihr “beeinflussen“, anleiten, beraten, eine Richtung vorgeben, die nicht auf sich selber fixiert ist und nicht sich selber verkauft und vermarktet wie die heutigen mächtigen Influencer und Trendsetter mit Millionen von followern und Umsätzen, sondern die einzig und allein auf den weist, dem sie geboren hat, auf Jesus Christus. So wie Maria den Jesusknaben nach 40 Tagen der Geburt im Tempel zu Gott hinträgt, Gott anheimgibt, ja Gott zurückgibt als Erstlingsfrucht, als Erstlingsgabe, wie sie Jesus zu dem bringt, dem er ganz gehört, so will uns Maria mit Jesus „verbandeln“, besser mit ihm bekannt machen – so wie damals bei der Hochzeit zu Kana: „Was er euch sagt, das tut“ (Joh 2,5). Sie wird nie anderes tun, wenn wir uns nach ihr richten, uns an ihr orientieren, als uns auf Jesus zu verweisen, uns in unserer Nachfolge Jesu zu bestärken und uns mit ihrem mütterlichen Schutz und Wohlwollen zu begleiten und immer wieder anzustoßen. Sich Maria zu „weihen“, wie ich das schon als Kind gemacht haben, Maria, der Mutter meines Herrn, heißt sich in den Bann- und Lebenskreis Jesu führen und einführen zu lassen, Jesus „allein zum Leitstern und Lebensmodell zu haben, wie unser Ordensgründer, der hl. Norbert, sagte: „solo Christo duce“.

So wie Maria immer wieder dargestellt wird, wie sie z.B. von ihrer Mutter Anna zum Lesen der Hl. Schrift angeleitet wurde, wie sie bei der Verkündigung immer in der Hl. Schrift las, so sollen wir immer wieder die Schrift zu Hand nehmen, um dem Herrn darin zu begegnen und uns von ihm ansprechen und inspirieren zu lassen. Das kann in jedem Gottesdienst geschehen, wo uns das ‚‘Brot des Wortes‘ angeboten wird in den Lesungen, oder in der persönlichen Schriftlesung.

Jesájalesung: Heute hörten wir einen Text des Propheten Jesaja, den Jesus ganz auf sich bezogen und für sich konsequent gelebt hat, diese Hinwendung zu den Hungrigen, Obdachlosen, Armen und Mittellosen, dieser Einsatz für Gerechtigkeit, dieser Ernst, jeder Unterdrückung, Verleumdung und Verwahrlosung ein Ende zu machen. Zweimal wird die Metapher vom Licht gebracht: wer so lebt und handelt, wird strahlen wie das Licht der Morgenröte, er wird ins Dunkle Licht bringen. Liebe MMCler, wir als Lichtbringer, als Lichtträger – das bedeutet übrigens der Name „Lucifer“ in das Leben anderer Hoffnung und Leben tragen.

Pauluslesung: Von Paulus können wir lernen, wie er als „Zeuge Gottes“ zu den Menschen geht, wie er unermüdlich von Jesus, dem Gekreuzigten, spricht und nicht seine eigene Weisheit verkündet. Er verzichtet bewusst auf „gewandte und kluge Worte“, auf brillante Rhetorik, auf alles Showhafte und Überredungskünste. Er spricht von dem, wie er Jesus begegnet und von ihm fasziniert ist, wie er sich allein auf dessen „Geist und Kraft“ stützt, allein auf die Kraft Gottes bauend, nicht auf seinen Auftritt und Einfluss. Da nimmt sich einer ganz zurück, um allein dem Wort Vorrang und Vortritt zu lassen. Da muss letztlich das Leben überzeugen, nicht die Worte. Hier spüren wir auch die Brisanz, wie wir heute Kirche erleben und die Hauptakteure in der Kirche. Es hat den Anschein, dass es mehr um Strukturen und Reformen geht, mehr um Selbstdarstellung und Selbstrechtfertigung, weil viel Vertrauen verspielt wurde, weil die Worte nicht mit dem Leben übereinstimmten, weil Leben nicht aufgebaut, sondern beschädigt wurde. Aber wir dürfen dabei nicht stehen bleiben. Es braucht heute mehr Mut, in der Kirche zu bleiben und den Glauben zu bezeugen. Darum können wir alle Glaubwürdigkeit zurückgewinnen, wenn wir uns erneut und mehr wieder auf Christus konzentrieren, wenn wir in unserer Lebenswelt etwas ausstrahlen von seiner Güte und Menschenfreundlichkeit, alle, vom Haupt oben angefangen bis zu uns hin.

Evangelium: Und genau dazu ruft uns heute das Kapitel aus der Bergpredigt auf, zu dieser Verantwortung als Christen in der Welt von heute, Salz zu sein, Licht zu sein, die Stadt auf dem Berge zu sein. Wenn man auf Freising zufährt, dann sieht man schon von Weitem den Dom auf dem Domberg, die Stadt überragend, mächtig und einfach nicht zu übersehen: Ein Bild für unser Leben als Christen: überragend und nicht zu übersehen, auf Grund unserer Orientierung auf Christus, auf Grund unserer Hinwendung und unseres Einsatzes für die Menschen. Nicht weil wir so großartig sind, sondern weil wir Jesus entdeckt haben. Und hier kann uns auch Maria Unterstützerin und Ermutigerin sein, dass wir das Leben würzen wie Salz, weil wir es erhalten und schützen wollen, weil wir uns um Klarheit und Licht bemühen, wo andere mit Hassparolen und Hetze arbeiten, weil wir uns nicht den Mund verbieten lassen, wenn es darum geht, für Gerechtigkeit, Wahrheit und sozialen Frieden einzutreten.

Lassen wir uns heute neu vereidigen, mit den Neuaufnahmen zusammen, unter dem Banner und Schutz Mariens wieder fester auf Jesus zu schauen:

Herr, du bist das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet. Lebe in mir, leuchte in mir, mach mich durchlässig für dein Licht.

Mutter unseres Herrn, führe du uns immer wieder zu Jesus: Was er uns sagt, das wollen wir tun!

Amen